Björn Marc Paulus, Gründer und CEO von pickshare, hat sich bereits 2015 in seinem Studium der Logistik und im Rahmen seiner Tätigkeit am Fraunhofer Institut mit der Optimierung der letzten Meile auseinandergesetzt. Die Letzte Meile, das ist die Entfernung zwischen dem letzten Verteilzentrum und der Zustellung beim Empfänger. Ein wesentliches Problem der Zustellfahrten: 55% der Zustellkosten sowie ein Großteil des Co2-Ausstoßes fallen auf der letzten Meile an. Durch die etlichen erfolglosen Zustellversuche wird dies noch verschlimmert. Zustelldienste versuchen, Kosten einzusparen, daher erfolgt oft nur ein Zustellversuch oder es wird gar nicht erst geklingelt und das Paket landet direkt im Paketshop. Das ist wiederum äußerst ärgerlich für den Empfänger.
„Mich hat es selbst unfassbar genervt, dass ich ständig Abholzettel im Briefkasten hatte, selbst wenn ich den ganzen Tag zu Hause war. Und für verschiedene Pakete von DHL, DPD und Hermes musste ich dann auch noch ohne Auto in ganz verschiedene Ecken in Dortmund fahren, um alles einzusammeln. Ich dachte mir, dass das Andere mindestens genauso sehr ärgern muss wie mich“, erklärt Gründer und CEO Björn Marc Paulus seine Idee zu pickshare.
Von der Idee zur Gründung
Klar war, dieses Problem wird sich nicht von Seiten der etablierten Zustelldienste ändern lassen. Diese haben auf dem Deutschen Logistikmarkt eine Vormachtsstellung. Aufgrund fehlender Konkurrenz bestimmen sie, zu welchen Konditionen Pakete zugestellt werden. Wer online bestellt, dem wird in der Regel vorgegeben, über welchen Dienstleister das Paket zugestellt wird. Auf die Art und Zeit der Zustellung hat man dabei nur wenig Einfluss. Damit Paketzustellungen serviceorientierter und erfolgreicher ablaufen, sollte aber gerade der Empfänger im Mittelpunkt des Zustellprozesses stehen. Für Björn hieß das, es muss eine Möglichkeit für eine empfängergesteuerte Zustellung, zum Beispiel zu Wunschzeiten, geben.
Um dieses Konzept zu testen, haben er und ein Kommilitone sich ein Auto gemietet und ihre Dienstleistung ein paar Wochen lang in Dortmund angeboten. „Wir haben Pakete an unsere Adresse liefern lassen, uns sagen lassen, wann wir Pakete zustellen sollen und diese dann selbst ausgeliefert“, so Paulus über die Anfänge von pickshare. In diesem ersten kleinen Pilotversuch zeigte sich, die Resonanz war da, marktreif war das Konzept jedoch noch nicht. Über Sebastian Hanny vom Centrum für Entrepreneurship und Transfer sind die beiden dann auf ein Förderprojekt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufmerksam geworden – das SMile-Projekt. Dieses bot die Möglichkeit, die Idee weiter zu entwickeln, bis sie bereit ist, am Markt ausgerollt zu werden. Björn gründete pickshare und wurde zum offiziellen Projektpartner von SMile.
pickshare und das SMile-Projekt
Das Projekt „Smart-Last-Mile“-Logistik, kurz SMile, war darauf ausgerichtet, zu erforschen, wie Paketzustellung effektiver und umweltschonender gestaltet werden kann. Von März 2018 bis Februar diesen Jahres (2021) testeten das Hasso-Plattner-Institut der Uni Potsdam, die Uni Leipzig, pickshare, Goodtags und das GS1 Germany gemeinsam, wie gebündelte Paketzustellungen zum Wunschtermin die Erstzustellquote auf der Letzten Meile verbessern kann.
pickshare entwickelte hierfür eine digitale Plattform, die alle Partner über den Zustellprozess verknüpft und für Jeden einsehbar macht. Dem Empfänger ermöglicht sie, Paketzustellungen per App seinen Bedürfnissen anzupassen. Seit 2020 wird dies im Rahmen eines Pilot-Projekts gemeinsam mit den „Kiezboten“ in Berlin Charlottenburg und Wilmersdorf getestet. Dabei bestellen die Empfänger wie gewohnt online, geben allerdings anstatt ihrer eigenen Adresse, ihre pickshare Service-ID an. In diesem Fall ist hier die Adresse des „Kiezboten“ als Versandadresse hinterlegt. Die Pakete werden gebündelt zum „Kiezboten“ geliefert, der Empfänger wird über die pickshare-App benachrichtigt, dass diese eingetroffen sind, und kann direkt die Zustellung zum Wunschtermin festlegen. Die Lieferung erfolgt dann Co2-neutral mit Lastenrad oder Handkarre.
Nie wieder Pakete verpassen
Seit diesem Jahr (2021) ist pickshare, mit dem im SMile-Projekt entwickelten Konzept, aktiv auf dem Markt vertreten; bisher vor allem in Berlin. Die pickshare-Plattform vermittelt die Empfänger von online Bestellungen an diverse lokale Partner. Diese Partner können lokale Logistiker, wie beispielsweise Kuriere sein, die Wunschzeitzustellung anbieten, oder stationäre Händler, die Paketabholung anbieten. So wird eine Möglichkeit geschaffen, den Verkehr in urbanen Gebieten durch die Vielzahl an Lieferfahrzeugen und erfolglose Zustellversuche zu verringern. Auch die Umweltbelastung wird so reduziert.